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Performancedruck als Lustkiller unserer heutigen Gesellschaft - mit Luisa Henze

Aktualisiert: 12. März

Luisa Henze hat Psychologie studiert, sich anschließend als Sexcoach ausbilden lassen und hilft heute, als Sexual Love Coach, Menschen dabei, wieder eine selbstliebende und selbstbewusste Beziehung zu sich, ihrem Körper und ihrer Sexualität aufzubauen.

Dabei arbeitet sie sowohl auf emotionaler, kognitiver, energetischer und körperlichen Ebene mit ihren Klienten und Klientinnen und deckt gemeinsam mit ihnen sexuelle Blockaden, unerfüllten Sehnsüchte und Veränderungswünsche auf. Luisa ist davon überzeugt, dass das größte Heilungspotential in der Sexualität steckt, da sie ein Spiegel unserer inneren Muster ist.

Luisa wie würdest du das Thema Sexualität definieren, was macht guten & lustvollen Sex deiner Sicht nach aus und mit welchen Herausforderungen haben viele Menschen heutzutage zu kämpfen?

Sexualität bedeutet für jeden etwas anderes. Was den meisten Menschen aber nicht bewusst ist, dass es ein Prozess ist, der lebenslang aktiv gestalten werden kann. Je bewusster du dich damit auseinandersetzt, desto mehr lernst du über deine Prägungen, Bedürfnisse, Grenzen, Beziehungsdynamiken und den Umgang mit dir selbst kennen. Und desto eher findest du heraus, was für dich guter und lustvoller Sex ist und wie du ihn gestalten kannst. Eine große Gemeinsamkeit, die uns aber alle mehr oder weniger umtreibt und die sich auch oft in meinen Coachings abzeichnet ist die Sehnsucht nach Verbindung. Dabei bemerke ich oft, dass Menschen bei mir sitzen, die vergessen haben, dass unsere Sexualität das stärkste "Tool" ist, um in Verbindung zu gehen. Doch um ein Verbindungsgefühl beim Sex herstellen zu können, müssen 2 wichtige Voraussetzung erfüllt sein:

1. Die Verbindung zum eigenen Körper.

Ungesunde Botschaften und Glaubenssätze, die wir durch die Familie und Gesellschaft vermittelt bekommen, entfernen uns jedoch von unserem eigenen Körper. Wir trainieren/machen Diäten/kaufen uns schöne Kleidung/unterwerfen uns Schönheits-Ops, um einen vermeidlichen Ideal zu entsprechen, uns gut in unserem Körper zu fühlen und letztendlich Liebe und Aufmerksamkeit zu bekommen. Dabei liegt die Antwort auf die Frage, wie wir uns gut mit unserem Körper fühlen können nicht nur im Außen, sondern viel mehr noch: im Innen. Unser Körper kann doch noch viel mehr als „gut aussehen“. Unser Aussehen ist nur eine Facette davon. Doch wir reduzieren ihn oft darauf und machen so viel von dieser einen Facette abhängig. Dem Erwartungsdruck das gesellschaftliche Schönheitsideal entsprechend zu müssen, schneidet uns von unserer Körperakzeptanz, den Körpergefühlen und damit mit dem Verbindungsgefühl zu unserem Körper vollkommen ab. Statt uns beispielsweise im Sommer darauf freuen zu können, dass unser Körper die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut oder das erfrischende Gefühl in einen kühlen See zu springen genießen zu können, stressen wir uns mit „Last Minute Sommerbody Workouts“. Wenn ich in den ersten Sitzungen merke, dass jemand zu sehr im Außen unterwegs ist und gleichzeitig sehr unzufrieden mit seinem Sexualleben ist, sage ich gerne folgenden Satz: „Eine schlechte Beziehung zu deinem Körper, verschafft dir eben auch ein schlechtes Gefühl beim Sex. Guter Sex fängt vor allem bei dir selbst an.“ Meistens schafft dieser kleine Satz schon einen Perspektivwechsel, der der Anfang einer tiefen und schönen Reise zu sich selbst, seinen Körpergefühlen und damit auch zu seiner Herzenssexualität ist, den ich dann mit Freude begleite.


2. In dem Wort Verbindung steckt auch das Wort Bindung - also die Fähigkeit Bindung zum anderen aufbauen zu können.


Ungesunde Botschaften und Glaubenssätze, die wir hier auch wiederum durch die Herkunftsfamilie vermittelt bekommen, da sie die ersten Personen sind, mit denen wir Bindung eingehen, entfernen uns jedoch oft von unseren eigenen Bedürfnissen Grenzen. So lernen wir schon in unserer frühen Kindheit beispielsweise uns

für die kranke oder bedürftige Mutter aufzuopfern oder Aufmerksamkeit durch Leistungserhöhung zu bekommen, von dem sonst so emotional abwesenden Vater. Auf Kosten unsere Bedürfnisse und nur um ein bisschen Liebe zu ergattern. Das schmerzt und wenn der Schmerz zu groß wird, verlieren wir unsere Fähigkeit gesunde und ausbalancierte Bindung einzugehen. Wir sprechen dann oft von Bindungsstörung. Damit pflanzen sich tiefe Muster in uns ein, die auch Auswirkungen auf unsere Erwachsenen-Leben haben und darauf, wie wir später Bindung eingehen - und wie wir in Verbindung beim Sex gehen. Die beispielsweise anpassungsorientierte Tochter wird in ihren (Sexual-)Beziehungen dann zum Ja-Sager, unterdrückt ihre eigenen Bedürfnisse und übertritt regelmäßig ihre Grenzen, während beispielsweise der leistungsorientierte Sohn zum Over-Performer im Bett wird, in der unterbewussten Hoffnung endlich die Anerkennung zu bekommen, die ihm als Kind versagt wurde. Performance und Leistungsdruck entfernen beide so sehr von der eigenen Lust, dass möglichweise bald schon Orgasmusprobleme, Schmerzen beim Sex oder Erektionsprobleme zur Tagesordnung gehören.

Was daraus für die Gesellschaft resultiert:

Von Erwartungsdruck, Leistungs- und Performancedruck geprägten Menschen, die unzufrieden mit ihrem Liebesleben sind, weil sie durch den ganzen Druck das Gegenteil von der Möglichkeit erreichen, sich frei und lustvoll beim Sex fühlen zu können. Und die fehlende Fähigkeit Verbindung beim Sex eingehen zu können, durch die mangelnde Verbindung zum eigenen Körper und zum Gegenüber, die letztendlich einsame und gebrochene Herzen zurücklässt. Daraus ergibt sich eine Masse von Menschen, die oft und immer wieder einen raschen Partnerwechsel leben, weil angenommen wird, die Unzufriedenheit beim Sexualleben würde daherkommen, dass der/die Richtige eben noch nicht dabei war.


Gibt es denn wirklich unterschiedliche Themen, die Männer und Frauen prägen und damit in dein Coaching bringen?

Natürlich kann man niemals alle über einen Kamm scheren, da die geschlechtliche Identität eher ein Spektrum statt ein Zweier-Kategorien-System ist, wie wir in den letzten Jahren ja mehr und mehr gelernt haben. Wenn man jedoch, die von der Gesellschaft definierten Extrempunkte "Frau" und "Mann" nimmt, zeichnen sich schon Häufigkeiten ab:

Frauen sind oft mit Scham oder Schuld aufgeladen, weil sie ganz viel Verantwortung annehmen müssen und keine Zeit und keinen Raum für ihre eigenen Bedürfnisse finden, neben der Tatsache, dass sie sich oft noch um die Bedürfnisse der ganzen Familie, Job und Haushalt kümmern müssen. Dabei haben sie oft das Gefühl nichts von alle dem richtig gerecht werden zu können. Und so sind auch oft erst recht sehr weit entfernt von ihren eigenen (sexuellen) Bedürfnissen. Sie haben meistens nicht mal einen Bezug zur eigenen Masturbationspraxis, weil ihr Nervensystem so überlastet ist, dass es ihnen schwer fällt abzuschalten und in einen Entspannungszustand zu kommen, was elementar für das Thema Lust ist. Wenn kein Entspannungszustand hergestellt werden kann, lässt auch die Lust auf sich warten und dann erkennt man auch nicht den Sinn, warum Solosex einem gut tun sollte, oder? Und bei einer fehlenden Solosexualität weiß man auch nicht welche Bedürfnisse eigentlich beim partnerschaftlichen Sex erfüllt werden sollten. Und zusätzlich haben sie ebenfalls ungesunde Glaubenssätze etabliert von den ihnen entgegen gebrachten Botschaften wie "Pfui, fass dich da nicht an, dass macht man als Mädchen nicht.". Dadurch entsteht im Vergleich zu den Männern eine sehr distanzierte Verbindung zu ihrem Genital, denn ihnen winkt ihr Genital morgens nicht mit einer Guten-Morgen-Begrüßung entgegen und wurde man weder bestärkt sich intim zu selbst zu berühren und sogar noch mit schlechten Glaubenssätzen bombardiert, kann die Vulvina schonmal etwas in Vergessenheit geraten. Das zweite von den Frauen auch oft sehr distanziert sind ist ihre Wut. Denn als braves Mädchen ist man niemals wütend, oder? Doch Wut ist eine elementare Signalemotion, um Grenzen wahrzunehmen. Fehlt das, passiert es nicht selten, dass sie sich sehr anpassen und mehr und mehr von ihren eigenen Bedürfnissen und Grenzen und somit ihrer Lust entfernen. Frauen, die mit mir arbeiten, dürfen wieder lernen sich vom Erwartungsdruck zu lösen, um endlich wieder den Blick und das Gefühl nach Innen zu richten und sich neu zu entdecken.

Männer hören oft Botschaften, dass sie „ihren Mann stehen“, funktionieren und Halt geben müssen. Beim Sex müssen sie vor allem ihre Erektion halten, doch vom ganzen Druck und dem Übergehen der eigenen Bedürfnisse und Grenzen entfernen sie sich immer mehr von ihrem Körper und somit auch ihrer eigenen Lust - wie soll da dann noch die Erektion stehen bleiben? Und sie hören Botschaften wie "Ein Indianer kennt kein Schmerz", "Du bist ja ne Lusche." (Wenn man zu emotional wird) - es sollen also Emotionen unterdrückt werden, die aber sehr wichtig wären, um mal in ein Loslassen, in ein "Anlehnen" gehen zu können, ja in einen Entspannungszustand, der elementar ist, um sich und seine eigene Lust zu spüren und einen Orgasmus genießen zu können. In dem Wort Unterdrücken, steckt auch mal wieder das Wort Druck drin. Männer, die mit mir arbeiten, dürfen also lernen Verantwortung und Kontrolle abzugeben, sich verletzlich zu zeigen, unterdrückte Gefühle loszulassen und ihre eigenen Körperbedürfnisse zu erkunden, um ihren Sex wieder genießen zu können und endlich frei vom (Leistungs-)Druckgefühl zu sein.

Der Erwartungsdruck und Leistungsdruck in Männer und Frauenköpfen wird zusätzlich auch noch von den Medien gepusht: wie hat eine Frau zu sein (in Pornos: Lustvoll) wie hat ein Mann zu sein (in Pornos: kann besonders lange durchhalten). Wie hat die Sexualität und die Liebe eines Paares zu sein (In Filmen: Leidenschaftlich, hemmungslos, bedingungslos und für immer gleich).


Welches Ziel erhoffst du mit deiner Arbeit für unsere Gesellschaft zu erreichen?

Meine Vision ist es, so viele Menschen wie möglich, wieder in ihrem Körper zurückzubringen, sich von ihren Druckgefühlen zu lösen und sich dafür zu lieben, wie sie sind, um ihre sexuelle Energie ganz neu zu entdecken und letztendlich inneren Frieden zu erlangen. Denn nur wenn wir inneren Frieden verspüren, können wir diesen auch im Außen entstehen lassen und gemeinsam erschaffen. Schaffen wir es also mit unserer sexuellen Energie im Einklang zu leben bewirken wir innere Balance, die dafür sorgt, dass unsere Beziehungen und unser Miteinander auch wieder mehr in Balance gerät.


Schau doch mal bei Luisa vorbei!


Instagram: @luisahenze.de




Fotos Luisa:

Verena Brennecke @rena_dsign

& Olha Bovenkerk @olha.bv

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